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Amphi Festival 2007 in Wort und Bild

Ein anstrengender aber lohnenswerter Festival-Samstag liegt hinter mir. Nach 6 Stunden Autofahrt von Bremen nach Köln (A1 macht keinen Spass und ein platter Reifen ebenso wenig) kamen wir endlich am Tanzbrunnen an. Verpasst hatten wir damit Xotox (hab ich aber eh schon x-mal gesehen) und Trial (hätte mich interessiert). Nun gut, dafür gab’s von PAL zum Einstieg in der EBM-Industrial-Stage, die mich besonders interessierte, was auf die Ohren. Da ich PAL nur von CD kannte und das letzte Album mir persönlich zu ruhig ausfiel, war der Auftritt für mich von überraschend harter Natur (positiv!). Da ich erstmal die Lokalität (Theater am Tanzbrunnen) erkundschaften musste, rückte PAL dann aber etwas in den Hintergrund.

Das Theater selbst kam mir anfangs etwas klein vor. Der Eindruck verschwand jedoch fix, da – wie so oft – sehr viele Leute am Eingang/Ausgang stehen blieben anstelle die gesamte Fläche sinnvoll zu nutzen. Im Inneren war jedenfalls ausreichend Platz, der bei Sonar aber schon stärker beansprucht wurde. Dirk Ivens und Erik van Wonterghem traten in gewohnt minimalistischer Art mit ein paar Mischpulten in ihrer Mitte auf. Der Sound war bombastisch! Volle Breitseite Sonar! Mit alten sowie aktuellen Klanggewittern von Alien Overdrive wurde die Masse beschallt. Sonar ist live einfach der pure Rocknroll. So konnte es weiter gehen.

In der Umbaupause für Spetsnaz blieb vorerst keine Zeit sich das Außengelände mit Buden, Ständen und besonders den gegehrten Toilettenhäuschen 😉 mal genauer anzusehen, denn knappe 20 Minuten nach Sonar ging das Licht wieder aus: SPETSNAZ! Feinste Electronic Body Music der alten Schule wurde von Frontman Pontus und Drummer Stefan präsentiert. Los ging’s mit „On the edge“, gefolgt von einem 60 Minuten EBM-Mix älterer sowie aktueller Knaller von den Alben „Grand Design“ bis „Totalitär“. Hier merkte man schon deutlich, dass der Funkte übersprang. Vor der Bühne bildete sich ein ansehnlicher EBM-Pogomob, dem ich mich dann aber doch lieber fern hielt (not 20 anymore). Den Abschluss des kraftvollen Auftritts bildete „Apathy“ – der Song besitzt bereits definitiv Kultcharakter.

Frische Luft! Nach Spetsnaz war es an der Zeit nach draußen zu gehen (ein echt komisches Gefühl aus der stockdusteren Halle zu 19:30 Uhr ins Taghelle zu kommen). Zur Stärkung wurden erstmal vollkommen überteuerte Pommes konsumiert (schmackhaft ist was anderes!) und ein passendes Kaltgetränk nachgeordert. Die Stände mit Gothic-Schnickschnnack, Düster-Räucherzeugs und Patchouli-Gestänker waren ganz nett anzugucken, aber für mich nicht weiter von Interesse. Auch die sehr prominente Platzierung der XtraX-Verkaufsflächen inmitten des Brunnens konnte mich nicht anlocken. Ingesamt hat mir das Gelände für ein Festival aber sehr gut fallen. Die zwei Toilettenhäuschen waren zwar etwas knapp bemessen, aber ansonsten war der Tanzbrunnen eine nette Abwechslung zu den festivalüblichen Wiesen oder Flugplätzen.

Nach Pommes und Pils (nebenbei bemerkt handelte es sich um Carlsberg – es hätte schlimmer kommen können) wieder ab ins Theater zu Winterkälte. Die Zweier-Combo trommelte bereits fleißig rum und drehte so einige Regler an Ihren Pulten. Laut war’s 🙂 Lichtshow kam mir etwas umfangreicher und farbenfroher als den den vorhergehenden Künstlern vor, aber da mag ich mich auch täuschen. Den Zugang zur Musik fand ich nicht so recht, wobei der Auftritt dennoch sehr gelungen war und es für den Industrial-Fan nichts zu meckern gab.

Als Headliner in der Industrial-EBM-Stage stand nun noch die umstrittene Band Feindflug auf dem Plan. Als letzter Act durften sie scheinbar auf etwas umfangreichere Dekoration zurückgreifen. Jedenfalls wurden Maschinengewehr-Stellungen, Tarnnetze, eine Leinwand und sonstiges Militär-Gedöns auf die Bühne geschleppt. Die Halle wurde merklich voller. Mit gemischten Gefühlen beobachtete ich den provozierenden Auftritt. Aggressive Elektro-Beats, uniformierte Akteure auf der Bühne, Sequenzen aus dem 2. Weltkrieg auf der Leinwand und die Menge tobte. „Use your brain and think about it“ lief alle paar Minuten in riesen Lettern über die Leinwand – tauchte auf zwischen zerbombten Häusern, Leichenbergen, Maschinengewehrmündungsfeuer und weiteren authentischen Kriegsszenen. Auch wenn ich nicht sagen kann, dass der gewaltige Auftritt mir nicht gefallen hätte, bleibt doch ein pfader Beigeschmack. Die Art des Auftretens spricht leider auch falsche Leute an, doch wird man das nie vermeiden können. Das Projekt Feindflug wird nicht grundlos kontrovers diskutiert.

Zu 21:00 Uhr verließ ich allerdings wegen dem bevorstehenden Auftritt von EBM-Ikone Front 242 das Theater ohne Feinflug bis zum Ende gesehen zu haben. Auf dem Weg zur Hauptbühne fiel mir eine enorm Lange Schlange ins Nirgendwo auf. Wofür standen die meist sehr jungen Menschen denn hier nur an? Die Rückfrage ergab eine Autogrammstunde von Unheilig als Grund: wie süß! Unheilig! Böse! Zum Glück sind die Geschmäcker verschieden.

Front 242 fing aufgrund technischer Schwierigkeiten etwas verspätet an, legten dann aber so richtig los. Mit Songs wie „Welcome to Paradise“, „Happiness“ und „Headhunter“ konnten die Beglier überzeugen. Im Publikum sah man doch so einige Gesichter, die vermutlich seit Bandgründung dabei sind. Überpüntklich beendete Front 242 den Auftritt noch vor 22 Uhr. Auch nach längerer Anfeuerung kamen die Herrschaften für eine Zugabe nicht wieder auf die Bühne, was den euphorischen Applaus bei den ersten Anzeichen des Abbaus in ein gellendes Pfeifkonzert umschwingen ließ. Dass der Headliner keinen zusätzlichen Song spielt, enttäuschte doch sehr. Gerüchteweise erfuhr man, dass angeblich nach 22 Uhr keine Musik mehr auf der Open-Air-Bühne wegen Anwohnern und Co. gespielt werden dürfte. Mag vielleicht der Grund gewesen sein… man weiß es nicht.

Die Afterparty mit mehreren Szene-DJs fand dann nach der letzten Band im Theater statt. Ich sag jetzt mal „ganz nett“… die Location passte, Stimmung war auch gut, aber die Zusammenstellung der Mucke passte gar nicht. Einige Male musste ich mich echt fragen, ob der Zufallsgenerator nicht thematische passendere Songs aneinandergereiht hätte. Genresprünge ohne Ende… ein wildes hin und her. Von harten EBM-Tönen zu Wave-Geplärre und anders rum… durch die Bank.

Alles in allem ein sehr stimmiger Samstag mit fantastischem Line-Up (wer sich für die Bands der Hauptbühne interessiert, sollte bei ultradarkradio.de vorbei schauen). 2008 bin ich wieder in Köln dabei!

Zum Abschluss noch ein paar Impressionen des 1. Tages des Amphi Festivals 2007. Im Dunkeln macht eine Ixus 40 einfach keine Rocknroll-Bilder… aber besser als nix!

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5 Reaktionen zu “Amphi Festival 2007 in Wort und Bild”

  1. Denis

    Hallo zusammen,

    auf http://www.musicheadquarter.de gibts auch Fotos vom Amphi Festival 2007. eine Review folgt.

    http://www.musicheadquarter.de/v1/konzert-festival-event-bilder-fotos/amphi-festival-tanzbrunnen-koeln_115.html

    http://www.musicheadquarter.de/v1/konzert-festival-event-bilder-fotos/amphi-festival-tanzbrunnen-koeln_114.html

    Cheers
    Denis

  2. Venga

    Cooles Reporting und geile Bilder! Da kommt richtig gute Stimmung rüber.

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